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Mehr InformationenDer Klinikaufenthalt ist überstanden – und dann? Einfach wieder nach Hause ziehen? Zur Familie zurück? Was ist, wenn die Familie oder man selbst das nicht kann oder möchte?
In dieser Gastfolge ihrer Reihe „Kein Mensch ist eine Insel“ spricht Conni mit Menschen, die eine andere Lösung dafür gefunden haben: Frank Elias nahm Klaus Fretter bei sich auf. Sie leben zusammen wie eine Art Wohngemeinschaft. Auch Elke Wennekamp bietet schon seit zehn Jahren Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein Zuhause. Deren Familien sind so nicht auf sich allein gestellt, um ihre erkrankten Angehörigen bei der Genesung zu unterstützen. Und die Betroffenen können eigenständig leben und sind trotzdem nicht allein.
Wie kommt das zustande? Wie klappt das Zusammenleben? Was sind die Vor- und Nachteile des Konzepts „Leben in Gastfamilien“? Darüber spricht Conni mit den drei „Mitbewohnern“ wie sie sich selbst nennen.
Weiter unten findest du einen Themenüberblick (inkl. Zeitstempel) und das Transkript der Folge.
Weiterführende Links:
Download-Link zur LVR-Broschüre:
https://publi.lvr.de/publi/PDF/948-Faktenblatt-Leben-in-Gastfamilien_barrierefrei.pdf
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Falls du direkt zu einem Thema in der Folge springen möchtest:
01:32
Thema Gastfamilien. Klaus Fretters und Frank Elias erzählen davon, wie sie das LiGa-Programm (Leben in Gastfamilien) kennen gelernt haben und teilen ihre persönlichen Geschichten als „Mitbewohner“.
08:16
Thema Rolle als Gastgeberin. Elke Wennekamp spricht darüber, wie sie zum LiGa-Programm fand und wie sie immer wieder unvoreingenommen auf neue Mitbewohner zugeht.
24:00
Thema Zusammenleben in der Gastfamilie. Frank Elias und Klaus Fretter beschreiben ihren Alltag und die Aufgabenverteilung in ihrer Wohngemeinschaft. Dabei sparen sie auch Konflikte und den Umgang mit diesen nicht aus.
Transkript der Folge
Nele
00:02 – 00:10
Herzlich willkommen bei Unerhört Nah, dem Podcast des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Wir, das sind einmal ich, Nele
Julia
00:10 – 00:10
und ich, Julia,
Nele
00:10 – 00:21
sprechen offen mit verschiedenen Gästinnen über die Erfahrungen und Herausforderungen von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Erlebt mit uns, was es heißt, Unerhört Nah dran zu sein.
Conni
00:25 – 01:11
Ja, also das Motto meiner kleinen Interviewreihe, die ich beisteure zu dem Podcast des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen ist „Kein Mensch ist eine Insel.“ Das heißt, ich gucke so ein bisschen gesellschaftlich, erörtere mit Leuten, wie man Stigmatisierung begegnen kann, also Scham und Ablehnung. Gucke auch, wie kann man gemeinsam an einem Strang ziehen, dass man psychische Störungen lindert oder einfach Dinge wieder in Fluss bringt, Menschen wieder so ein bisschen stabilisiert und Halt gibt. Und heute bin ich bei Ihnen, Frank Elias, in Ihrer Wohnung in Bonn. Sie haben sich und Ihre Wohnung in dieses Programm „Leben in Gastfamilien“ eingebracht.
Conni
01:11 – 01:22
Mit am Tisch sitzen Klaus Fretter und auch Frau Wennekamp. Elke Wennekamp ist gekommen, die schon seit zehn Jahren Gastmutter ist. Ich weiß nicht, nennen Sie sich auch so?
Elke Wennekamp
01:23 – 01:32
Nö. Das wird nicht passen aufgrund des Alters. Ich bin ja teilweise jünger als meine Mitbewohner und deshalb lassen wir das als Mitbewohner. Wir sind eine Riesenwohngruppe.
Conni
01:32 – 02:08
Gastgeberinnen oder Leben in Gastfamilien, abgekürzt LIGA, ist ein Programm des Landschaftsverbandes Rheinland. Der LVR bietet Menschen mit Behinderung Unterstützung in einem familiären Umfeld. Gastfamilien kriegen eine Aufwandsentschädigung und bei Bedarf auch fachlichen Rat. Im Moment, wurde mir gesagt, wohnen im Rheinland 170 erwachsene Menschen mit Behinderung, heißt es, in einer Gastfamilie. Ja, ich fange mal mit Ihnen an, Herr Elias. Was hat Sie bewogen, hier sich und Ihre Wohnung in dieses Programm einzubringen? Wie kam das?
Frank Elias
02:09 – 02:56
Ja, ich kenne das Projekt LIGA Leben in Gastfamilien schon einige Jahre. Eine Kollegin hat das damals auch gemacht. Ich habe damals noch in einem Internat gearbeitet für schwer erziehbare Jugendliche in Bonn-Bad Godesberg für die Hebuch-Privatschule. Da habe ich das erste Mal diese Berührung bekommen und war direkt völlig begeistert davon, weil einfach so eine Hinwendung, ich sag mal, dass Menschen mit Bedürfnissen oder Erkrankungen im nicht-institutionalisierten Raum, ja, weggesperrt werden oder einfach verloren gehen, sondern man hat sie wieder in die Familien integriert. Und das ist einfach auch ein bisschen unsere Aufgabe. Ich glaube, der Staat kriegt das eh nicht auf Dauer hin.
Frank Elias
02:57 – 03:33
Da glaube ich, wieder mehr Mithilfe zu leisten. Und dann habe ich das meiner Ex-Frau empfohlen, die gerade im Begriff war, auch ein Haus finanzieren zu müssen, und sie hat dann auch Menschen erfolgreich aufgenommen. Das ist also auch eine Win-Win-Win-Win-Situation. Und ich habe ja diese tolle Wohnung dann auch selber für mich entdeckt und war dann irgendwie in der Fragestellung, mache ich jetzt eine WG oder eben dieses LIGA-Projekt und habe mich dann natürlich für zweiteres entschieden und bis jetzt auch nicht bereut, obwohl er aus dem Sauerland kommt. Jetzt habe ich es doch gemacht. Ich wollte eigentlich keine Sauerland-Witze machen.
Conni
03:34 – 03:47
Okay, dann frage ich mal Sie. Was hat Sie las Sauerländer dazu bewogen, hier bei dem Frank Elias einzuziehen? An welchem Punkt in Ihrem Leben standen Sie und was hat dafür gesprochen?
Klaus Fretter
03:48 – 04:41
Ja, um jetzt beim Humor zu bleiben, ich bin bestochen worden. Nein. Ich bin vor … Also, ich werde jetzt 54 und bin kurz nach der Geburt meines einzigen Sohnes zum ersten Mal auffällig geworden. Das war 2011. Da hab ich dann auch meine Diagnose bekommen und war halt dann vor drei Jahren zum letzten Mal in der LVR-Klinik. Dreimal insgesamt. Und ja, mir ist das einfach da aufgefallen, auf den Bildschirmen im Foyer zum Beispiel. Wo das so durchlief, Leben in Gastfamilien, und es ist irgendwie bei mir hängen geblieben. Ich musste dann ein Jahr mal überbrücken, da hab ich meine Wohnung verloren hatte und hab über die Eingliederungshilfe in einem Wohnheim von der Caritas gewohnt.
Klaus Fretter
04:41 – 05:19
Und ja, mir war klar, ich war … Nach der Trennung von meinem Sohn und meiner Frau habe ich einige Jahre alleine gelebt. Ich bin ein Familienmensch und brauchte einfach wieder ein Nest. Dann habe ich mich daran erinnert und habe mich aus dem Wohnheim heraus da gemeldet und das beantragt. Ja, und das ging dann alles recht schnell. Wir haben uns dann erst mal kennengelernt. Und als er dann die Tür aufmachte, der Herr Elias, war auch ein Wiedererkennungswert da, weil wir kannten uns. Wir hatten schon mal über Viktor Emil Frankl uns ausgetauscht auf dem Frankenbadplatz. Und …
Conni
05:20 – 05:22
Den Psychologen, der im KZ war.
Klaus Fretter
05:22 – 05:31
Genau. Und ich lebe jetzt seit einem Jahr hier, ein gutes Jahr. Und find’s wunderbar. Ist ja auch eine Traumwohnung. Wir verstehen uns gut, wir reiben uns auch.
Conni
05:32 – 05:43
Ja, da können wir gleich noch mal drauf kommen. War das denn so ein richtiger Anbahnungsprozess, den jetzt dieses Fachteam, was ja da begleitend oder im Hintergrund immer bereitsteht, initiiert hat? Wie lief das?
Klaus Fretter
05:44 – 06:24
Ja, ja, genau. Nachdem ich mich da gemeldet hatte, gab’s ein Vorgespräch erst mal im Büro mit den Fachleuten, mit dem Fachpersonal. Und ja, eben aus diesem Wohnheim, wo ich herauskam, da sind zwei Damen, die sowohl bei der LIGA als auch bei einem Kardinal-Galen-Haus arbeiten. Die kannten mich also und hatten auch eine Vorstellung von dem, was ich gerne hätte. Ich wollte stadtnah wohnen. Ja, genau, dann kam die Anbahnung. Das war damals auch die Frau Crysant, mit der bin ich dann zusammen hier eben in die Wohnung gegangen. Hab den Herrn Elias dann noch mal persönlich und auch hier in der Wohnung kennengelernt.
Klaus Fretter
06:24 – 06:30
Dann gab’s ein Probewohnen. Das haben wir aber auch relativ kurz gehalten. Ich glaub, ich war eine Nacht mal hier.
Frank Elias
06:30 – 06:37
Damals gab’s noch richtiges Essen bei mir. Das war nur so als Köder gedacht. Seitdem hab ich nicht mehr ordentlich gekocht hier.
Conni
06:39 – 06:41
Okay, da waren Sie überredet sozusagen.
Klaus Fretter
06:41 – 06:43
Ja, da musste ich nicht mehr lange überlegen, ja.
Conni
06:43 – 06:48
Und war das für Sie eine schwierige Entscheidung oder war das so Sympathie auf den ersten Blick?
Frank Elias
06:48 – 07:25
Ach nein, ich bin ja im Sozialen schon viele Jahre tätig und bin ja Streetworker und BeWo-Betreuer und hab in der Behindertenhilfe gearbeitet. Also die Berührungspunkte, die waren von vornherein gegeben. Also da habe ich keine Kontaktscheue gehabt und nee, war eigentlich neugierig und gespannt. Du hast eben die Bipolarität ausgespart, das darf ich, glaube ich, erwähnen, ist für mich halt auch ein Phänomen, das mich auch interessiert hat. Also ich beschäftige mich gerne mit Psychologie und dieses Phänomen der bipolaren Störung, das war mir noch ein bisschen neu und jetzt habe ich eine Menge darüber gelernt.
Conni
07:25 – 07:29
Ja, man könnte ja sagen, wenn Sie in dem Bereich tätig sind, wollen Sie gerade zu Hause Ihre Ruhe haben.
Frank Elias
07:31 – 07:37
Ja, das könnte man eigentlich annehmen. Er ist ja auch in einer depressiven Phase gekommen, da hat er eigentlich gar nicht gesprochen.
Conni
07:40 – 07:43
Wie schön.
Klaus Fretter
07:43 – 07:59
Ob das so stimmt? Nein. Für mich ist das eine Begabung. Es sind halt extreme Stimmungsschwankungen, aber die Herausforderung liegt ja darin, das zu meistern. Ja. in die Ruhe zu kommen.
Conni
07:59 – 08:05
Also Sie sagen nicht, das ist eine Erkrankung oder eine Krise oder eine Störung, sondern eine Begabung.
Klaus Fretter
08:05 – 08:06
Ja.
Conni
08:06 – 08:09
Die Ihnen manchmal vielleicht ein bisschen schwer am Hals hängt.
Klaus Fretter
08:09 – 08:16
Ja, in der Vergangenheit, aber seitdem ich hier bin, eigentlich nicht mehr.
Conni
08:16 – 08:24
Da nehmen Sie das Happy End schon vorweg. Aber ein Ende gibt es ja im Grunde nicht, Sie leben ja weiter hier. Behinderung würden Sie dann wohl auch zurückweisen.
Klaus Fretter
08:25 – 08:37
Nee, ich trage den Behindertenausweis mit Stolz und Würde. Aber man beantragt den ja auch nur auf Zeit, ist ja damit nicht lebenslang festgelegt. Aber die Einschränkung hatte ich natürlich, klar.
Conni
08:39 – 08:53
Okay, gut, Frau Wennekamp. Ich beuge mich mal zu Ihnen rüber. Sie leben in Waldbröl mit Menschen zusammen, wechselnden Menschen, also Sie machen da schon zehn Jahre, sind Sie Gastgeberin in dieser LIGA. Wie kam es bei Ihnen dazu?
Elke Wennekamp
08:53 – 09:38
Bei mir kam es dazu, ich hab überlegt, wie kann ich meine Räumlichkeiten gut nutzen und trotzdem Menschen helfen. Und dann war der Zufall wieder mal meines Glückes Schmied. Es gab eine Annonce in der Zeitung, die halt diese Familien suchte, die psychisch erkrankte Menschen in der Familie aufnehmen und sie wieder so ein bisschen begleiten, zurück ins Leben. und halt sich dafür interessieren. Und dann habe ich mich beworben und dann ging es auch sehr schnell. Ich habe dann ein Bewerbungsgespräch gehabt und dann kam auch schnell eine Klientin. Man hat dann sich unterhalten, es gab einen Besuch und man war sich also bei meiner ersten Klientin direkt sympathisch.
Elke Wennekamp
09:40 – 09:53
Ja, und dann haben wir ein Probewohnen gemacht. Über vier Tage, meine ich, wäre es gewesen. Und da stand eigentlich fest, also, das passt. Und so bin ich dann zu meiner ersten Klientin gekommen.
Conni
09:53 – 09:58
Sie sagen ich, aber ich glaub, bei Ihnen stand auch noch eine Familie mit da drumrum, also, die das auch mittragen mussten?
Elke Wennekamp
09:58 – 10:32
Ja, mein Mann, der leider schon verstorben ist, hat das noch mitentschieden damals, aber … Eigentlich war es so mein Baby. Und die Familie hat es natürlich mitgetragen, auch meine Kinder, die damals noch alle im Haus lebten, aber die waren das auch. Mein Sohn hat mal so schön gesagt, ja, wir kennen es ja nicht anders, weil du hast ja schon immer so was gemacht. Weil ich hatte mich damals auf Pflegekinder eingelassen und habe das sehr lange gemacht. Nur irgendwann muss man auch sagen, mit dem Alter muss man sich davon trennen, weil das passt dann einfach nicht mehr.
Elke Wennekamp
10:32 – 10:42
Da bin ich dann in die Erwachsenenbetreuung reingegangen. Das war jetzt halt hier LIGA. Hat mir sehr gut gefallen, gefällt mir bis heute.
Conni
10:43 – 10:53
Ja, gleich kommen wir noch mal so auf Ihre Erfahrung. Welche Rolle spielt so eine Diagnose jetzt, wenn man da zum ersten Mal mit den LIGA-Leuten ins Gespräch kommt?
Elke Wennekamp
10:53 – 11:12
Also, ich höre mir das an, aber ich gehe da eigentlich ganz unvoreingenommen rein. Ich möchte erst den Menschen kennenlernen, weil das ist ein ganz anderes Bild als das, was auf dem Papier steht. Und da bin ich auch noch nicht enttäuscht worden. Es war meistens immer besser als das, was auf dem Papier geschrieben stand.
Conni
11:13 – 11:19
Ach. War das schon mal eine Diagnose, wo Sie erst mal gedacht hätten, puh, hallo.
Elke Wennekamp
11:19 – 11:52
Ja, hab ich erst mal gedacht, aber war dann nicht so, ne. Und man hat ja so seine Vorstellungen erst mal, aber wenn man dann mit den Leuten in Kontakt kommt, es ist ganz anders. Ich hab auch ganz viel die Fragen gehabt: Das traust du dir zu, das willst du machen, hast du keine Angst? Da fragt man sich ja schon, wie viele Horrorfilme die Menschen gesehen haben. Welche Ideen die so kriegen. Und dann ganz erstaunt waren, wenn man uns halt sah, weil man ja gar nicht unterscheiden konnte, wer ist wer. Weil es ja ganz normal eigentlich war.
Elke Wennekamp
11:52 – 12:26
Und das hat dann auch andere überrascht. Und ich sag mal, nur weil ich psychisch erkrankt bin, bin ich ja kein schlechter Mensch oder ein minderwertiger Mensch. Ich denke immer so, wenn man in diesem Metier tätig ist, es bringt allen was. Jeden, der damit zu tun hat. Es ist nicht nur, dass man was gibt, man bekommt ja auch wieder. Man hat ja ein ganz anderes Miteinander, man blickt ja nachher ganz anders auf seine Umwelt, auf seine Mitmenschen. Also man wird viel sensibler. Also ist so meine Erfahrung.
Conni
12:26 – 12:32
Wie viele Mitbewohnerinnen und Mitbewohner hatten Sie während dieser zehn Jahre, die Sie da schon machen?
Elke Wennekamp
12:35 – 13:16
Ich glaube sechs oder sieben, weiß ich jetzt gerade nicht, habe ich nie gezählt. Also alles, jung, alt, Männer, Frauen, Mädchen, alles da. Einige haben sich schon wieder verselbstständigt, also haben es geschafft, den Absprung in eine eigene Wohnung, wieder in die Selbstständigkeit reinzugehen. Auch eine Dame, zu der ich auch heute noch Kontakt habe, die nach Solingen gezogen ist in ihre Wohnung mit ihren Katzen, die sich glücklich fühlt, die es wieder geschafft hat. Und das ist ja auch so ein Thema, ich sag mal, man möchte die Menschen ja nicht festhalten, man möchte sie auch wieder ein Stück weit integrieren in die Gesellschaft.
Elke Wennekamp
13:18 – 13:27
Und das ist ja toll, wenn es wieder klappt, dass die so selbstständig sind, dass die eine eigene Wohnung beziehen können und dann auch klarkommen mit allem, was dazugehört.
Conni
13:27 – 13:37
Jetzt haben Sie gerade so ein Ziel, das war auch eine meiner späteren Fragen, da gehe ich dann gleich auch mal zu Ihnen. Hat dieses LIGA so ein Ziel, so ein niedergeschriebenes, und haben Sie eins?
Elke Wennekamp
13:37 – 14:30
Also ich denke, man sagt erst mal, also man lässt erst mal den Bewohner ankommen und guckt, wozu ist er überhaupt in der Lage oder wo steht er? Und da versucht man, ihn abzuholen und dann auch dementsprechend, sage ich mal, zu fordern auch, also in seinem Rahmen. Und das fängt ja meistens schon damit an, morgens aufzustehen, also mal aufzustehen, zu frühstücken, so gewisse Dinge, so einen Ablauf so regelmäßig zu haben, vielleicht in eine Werkstatt zu gehen, einer Tätigkeit nachzugehen. So ein bisschen Routine, aber dass man aufsteht. Mal egal, was man macht, aber diese Routine, dass man halt wieder lernt, so sein Leben so ein bisschen zu führen, ohne dass es immer einem von außen vorgegeben wird.
Conni
14:31 – 14:34
Das ist so Ihr Ziel, was Sie da tätig anstreben.
Elke Wennekamp
14:34 – 14:43
Genau, dass sie sich alle wohlfühlen und nicht denken, ich sitze jetzt hier in meinem Zimmer und ich bin nutzlos. Dann wäre das der falsche Ansatz für mich.
Conni
14:43 – 14:48
Gibt es bei Ihnen auch so was, wo Sie sagen, das wäre toll, wenn ich das erreichen könnte oder das möchte ich gerne?
Frank Elias
14:48 – 15:43
Ja, also bei mir ist es so, dass ich ja unterschiedliche Träger habe, für die ich wirke und Räume und bin also als unterschiedlicher Helfer unterwegs. Und für mich ist es immer schön zu sehen, dass aus Hilfebedürftigen selber Helfer werden können, dass dieser Sprung geschaffen wird, auch vielleicht schon eine kleine Kettenreaktion entsteht. Ich hab zum Beispiel den Kunstraum für Autisten gegründet. Seit fünf Jahren kommen dort bis zu 20 Autisten jede Woche zusammen für viele Stunden. Und ich kann mich jetzt langsam mal zurücklehnen. Ich kann mich … ja, entbehrlich machen. Und es läuft jetzt trotzdem weiter. Ich bin nicht der Einzige, der als Ansprechpartner sich auskennt, sondern immer mehr, die dort stabil und auch mit Hochbegabung, grade in dem Bereich, tätig sind, die erkraften daran, indem sie anderen Kraft spenden. Das ist so ein System.
Frank Elias
15:43 – 16:15
Herr Fretter hat ja auch eine Peer-Beratung gemacht oder eine Coaching-Ausbildung. Aber vieles lebt einfach davon, dass eine Gruppendynamik entsteht, dass einfach viele für den Einzelnen da sein dürfen. Das ist so für mich ein Bestreben, zu sehen, dass es einfach auch Berührungspunkte gibt, es gibt eben eine Integration, also die Freundeskreise vermischen sich, da gibt es keine Hierarchie, sondern das ist auf Augenhöhe alles und sehr humoristisch.
Conni
16:16 – 16:32
Da bin ich ja mit meinem Motto „Kein Mensch ist eine Insel“ hier genau richtig. Der Humor ist wichtig. Und der Humor, ja, der ist wichtig, genau. Hatten Sie so ein Ziel im Kopf, ich möchte gern das und das erreichen, vielleicht geht das besser, wenn ich hier mit Frank Elias zusammenwohne?
Klaus Fretter
16:33 – 17:12
Ja, also das war, wie gesagt, ich wollte wieder eine Familie. Also meine eigene Familie ist ein bisschen problematisch. Und ich bin halt mit drei Geschwistern groß geworden. Und die andere Option wäre gewesen, also bei WG gesucht, was zu machen. Aber dann habe ich mich daran erinnert, ja, da gibt es ja auch von der LIGA das. Und ja, dann war es halt direkt ein Volltreffer, gerade mit dieser Traumwohnung und dem Herrn Elias. Aber ich sehe das jetzt nicht so als, also in dieser Wohnung würde ich gerne weiterleben. Aber ich möchte aber auch, weil Herr Frank ja da auch sehr ambitioniert ist, so langsam fühle ich mich halt wieder sehr stabil.
Klaus Fretter
17:12 – 17:25
Das wird jetzt, die nächsten Monate werden es zeigen. Also dann würde ich den Platz auch wieder frei machen, weil wenn er da jemand anderes den Raum bieten möchte. Also ich suche auch jetzt schon, hab einen Freund, mit dem ich eventuell zusammenziehen könnte oder so.
Conni
17:27 – 17:29
Also war schon so eine Stabilisierung durch dieses Jahr.
Klaus Fretter
17:29 – 17:31
Ja, auf jeden Fall.
Klaus Fretter
17:31 – 18:01
Auch dieser Kiez, wo ich jetzt hier wohne. Ich wohne seit 30 Jahren in Bonn ungefähr. Ich bin zum Studieren hergekommen und kannte die Gegend natürlich und habe auch schon mal hier in der Nähe gewohnt, als Junge, als Student noch in der Endphase. Und ja, jetzt bin ich wieder hier und habe auch schon, ich habe angefangen, einen Beitrag zu leisten, auch zum Kulturleben. Ich habe selber bei dem Kirschblütenfest zum ersten Mal so eine offene Bühne veranstaltet. Hier unten im Hof, das ist ja auch eine Traumlage. Und die Nachbarschaft macht da mit.
Conni
18:03 – 18:11
Ach toll, das hört sich sehr gut an. Wie sieht so Ihr Alltag aus, Frau Wennekamp, mit Ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern? Einen haben Sie oder einen?
Elke Wennekamp
18:11 – 18:52
Zurzeit habe ich einen Mitbewohner und der Alltag sieht so aus, der geht morgens früh in eine Werkstatt, die bei uns in der Nähe ist und der arbeitet also Vollzeit. Der ist so ca. auch 15.30 Uhr, 16 Uhr zu Hause. Und meistens dann reden wir. Er hat dann immer den Bedarf, er muss sich dann mit jemandem unterhalten und seinen ganzen Tag erzählen und was er gut fand, was er schlecht fand, wo er sich geärgert hat. was er nicht toll findet oder was er vorhat. Also der lebt unheimlich nach der Uhrzeit.
Elke Wennekamp
18:52 – 19:30
Und die Uhrzeit ist sehr wichtig. Also das muss alles so für ihn in seinem Rahmen sein. Und das teilt er mir dann mit und seine Pläne. Und ja, und dann zieht er sich aber zurück, weil er dann auch seine Ruhephase braucht. Und in seiner Ruhephase kommt er dann auch immer wieder mal runter oder findet uns, wo auch immer wir sind, im Garten, unten, oben, wie auch immer, weil er dann noch was erzählen muss, weil er sich dann wieder was überlegt hat. Das ist halt so, wenn er arbeiten geht und die Wochenenden, die sind unterschiedlich, man unternimmt mal was zusammen.
Elke Wennekamp
19:30 – 20:07
Wir waren jetzt mal zu einem Paul-Panzer-Konzert, weil er liebt Paul-Panzer. Dann hab ich das bei uns in der Nähe gehabt und hab ihn gefragt, ob er denn nicht mal Lust hätte, da hinzugehen, weil er kann das nicht so gut haben mit so vielen Menschen. Aber ich hab gesagt, willst du es nicht mal probieren? Wir gehen ja mit. Da konnte er sich drauf einlassen und fand es dann im Nachhinein also total super, sodass er da nochmal mit hingehen würde, wenn man ihm sowas anbietet. Er hat also noch nicht vieles so gesehen in seinem Leben. Vieles ist für ihn jetzt das erste Mal, wenn ich es ihm anbiete, irgendwo hinzugehen.
Elke Wennekamp
20:08 – 20:48
Warum? Ja, weil es sich für ihn nie ergeben hat, es hat ihn nie jemand mitgenommen. Ja, er ist so ein bisschen so alleine gelassen gewesen für sich. Und er ist immer ganz erstaunt darüber, dass er sich so frei bewegen darf. Oder dass er sich selber Entscheidungen treffen darf, was esse ich jetzt, was esse ich nicht. Ist ein ganz großes Thema. Kann ich da hingehen, kann ich nicht da hingehen? Er muss diese Freiheiten lernen, dass ihm nicht jemand immer sagt, jetzt gehst du dahin und das machst du dann und das machst du jetzt. Dass er das selber entscheidet, das ist für ihn jetzt eine Herausforderung.
Elke Wennekamp
20:48 – 21:07
Und vor allen Dingen, dass er gesellschaftlich integriert wird, dass man ihn mit zu einem Konzert nimmt, zu einem Open Air, zu einer Veranstaltung, mit essen. Dass er gefragt wird, möchtest du mit essen gehen? Und er kann entscheiden, ja, ich möchte, oder nein, ich möchte nicht. Weil die Frage hat sich nie für ihn gestellt.
Conni
21:08 – 21:10
Weil er in einem Heim gelebt hat?
Elke Wennekamp
21:10 – 21:16
Nein, nein. Weil es einfach so war für ihn. Er hat nicht in einem Heim gelebt, nein.
Conni
21:16 – 21:39
Gab’s dann auch schon mal Schwierigkeiten? Also, ich hätte eigentlich so die Frage noch im Köcher gehabt, auf welche Einschränkungen muss man sich so einstellen? Aber das ist ja von Mensch zu Mensch ganz verschieden. Außerdem bringt man ja selber auch Einschränkungen mit in diese Melange dann. Deswegen ist es eigentlich eine ziemlich sinnfreie Frage. Aber ich würde trotzdem mal gerne wissen, gibt es auch Schwierigkeiten dann schon mal? Weil das klingt ja jetzt richtig rührend irgendwie und toll und auch motivierend.
Elke Wennekamp
21:39 – 22:20
Es ist auch toll. Und ja, das einzige Negative ist, er hat natürlich kein Maß und Ziel, was Essen anbelangt. Und da muss man halt drauf achten. Da haben wir jetzt wirklich über Jahre gesucht, wie kann man ihm da begegnen, dass er sich nicht bevormundet fühlt. Das waren immer so, er wurde sehr böse, wenn man ihn darauf ansprach, wie viel er wiegt oder dass er nicht so viel essen soll. Das hat ihn halt genervt. Das war in der Werkstatt so, wenn ihm da jemand gesagt hat, essen Sie jetzt mal nicht so viel oder essen Sie langsamer oder was haben Sie denn alles wieder mit?
Elke Wennekamp
22:20 – 22:57
Weil der ist natürlich bei mir rausgegangen mit seinem normalen Frühstück. Und was ich ja dann nicht mehr kontrollieren kann, ist, wenn er den Weg über Lidl macht und sich da noch mal eindeckt und zur Werkstatt geht und das alles isst. So, das hat man da gesehen. Und die haben ihn dann nicht so nett … Und da war er schon ziemlich genervt. Das hat ihn auch teilweise sehr getroffen. Also man muss da wirklich auch, so schlimm wie es dann ist, aber dieses Feingefühl halt finden für ihn. Und er kann so diese Zwischensätze so nicht. Wenn man irgendwas sagt, dann ist das für ihn so, wie man es gesagt hat.
Elke Wennekamp
22:57 – 23:37
Er kann das nicht filtern. Und das war halt sehr schwierig am Anfang. Gut, da haben wir uns jetzt auf einer Ebene getroffen. Und wir kommen da jetzt … sehr gut aneinander zusammen. Und er sagt dann jetzt auch, weil er hat jetzt selber eine Kalorientabelle und wir haben gesagt, 2000 Kalorien kannst du essen, es ist egal, was du isst, da musst du jetzt selber drauf achten. Du musst das selber in den Griff kriegen, du musst es dir aufschreiben. Und wenn du jetzt eine ganze Tafel Schokolade isst, dann weißt du, die hat so und so viele Kalorien, dann musst du dir das vielleicht beim Mittagessen einsparen, je nachdem, wann er sie gegessen hat.
Elke Wennekamp
23:38 – 23:43
Und da sind wir jetzt. Scheint zu klappen. Ich bin mal gespannt.
Conni
23:43 – 23:45
Also Sie wohnen mit ihm da?
Elke Wennekamp
23:47 – 23:59
Ja, ich wohne mit ihm da und ich habe noch vier andere Mitbewohner. Das ist mein Sohn, also zwei meiner Söhne wohnen halt da. Und die Freundin meines Sohnes und noch ein Kollege meines Sohnes.
Conni
24:00 – 24:01
Also auch eine WG tatsächlich?
Elke Wennekamp
24:01 – 24:03
Ja, es ist tatsächlich eine WG. Und jeder, der dazukommt, ist Mitbewohner.
Conni
24:03 – 24:11
Und als ich vorhin Sie nach Ihrem Alltag fragte, dachte ich auch, dass Sie vielleicht auch dann berufstätig sind und aus dem Haus gehen?
Elke Wennekamp
24:11 – 24:27
Ich war berufstätig, ich war in der Altenpflege. Aber das mache ich nicht mehr, weil ich habe das aufgehört, als ich meine Eltern gepflegt habe, meinen Vater gepflegt habe. Und ich bin jetzt halt, ich bin halt zu Hause. Ich mache das und … So ist es.
Conni
24:27 – 24:35
Okay, kommen wir noch mal zu Ihnen beiden hier in Bonn, wo Sie zusammenwohnen. Wie sieht Ihr Alltag aus? Ihr Zusammenleben?
Klaus Fretter
24:36 – 25:15
Ja, bei mir ist es so, mir wurde eine Erwerbsminderungsrente zugebilligt. Das ist halt mein Erwerb. Dann bin ich jetzt zwischen zwei Jobs. Also ich habe meinen Job, ich habe lange in der Behörde gearbeitet. Ich bin Geoinformatiker von Beruf und habe da 18 Jahre gearbeitet. Und dann gab es in dieser Corona-Zeit, ja, da gab es so ein bisschen ein Zusammen… Da wurde mir nahegelegt, einen Aufhebungsvertrag zu unterzeichnen, was ich dann auch gemacht habe. Und ich gehe jetzt zum Arbeitstraining, dreimal die Woche, zur Caritas. Für mich ist das eigentlich wie so ein Coworking-Space geworden. Ich helfe da auch den anderen, wenn sie Bewerbungen schreiben.
Klaus Fretter
25:16 – 26:01
Ich kenne mich halt auch sehr gut aus mit Computern, Excel, Programmierung und Bewerbungen schreiben oder Lebensläufe und sowas. Darüber hinaus verfolge ich meine eigenen Projekte. Ich habe mich geoutet als Vater in einer Entfremdungssituation. Ich habe fünf Jahre meinen Sohn nicht gesehen und erlebe das als meinen Hauptschmerz und das Hauptstigma, was ich aushalten muss. Ich will aber da einen Beitrag leisten, indem ich eine App entwickle, die zur Heilung von solchen Situationen beitragen kann. Also die soll auch systemisch ausgerichtet sein. Ich habe mich da jetzt geoutet und habe auch schon Zulauf bekommen, also mindestens einen interessanten Mann, der was ähnliches vorhat.
Klaus Fretter
26:02 – 26:21
Den habe ich darüber kennengelernt, dass ich bei Facebook Postings gemacht habe. Da gibt es bestimmt an die zehn solcher Gruppen mit tausenden von Fällen. Ich arbeite eigentlich jeden Tag. Ich bin auch wieder voll erwerbsfähig. Ich habe immer wieder Bewerbungsgespräche.
Conni
26:24 – 26:29
Also das heißt, Sie sind hier und sind unterwegs und in diesem Coworking-Space.
Klaus Fretter
26:29 – 26:40
Ja, wir haben uns eigentlich fast angeglichen in der Art und Weise, wie wir leben. Der Herr Elias ist ja auch viel unterwegs mit seinen Klienten, aber auch halt dann immer wieder zu Hause und das ist bei mir eigentlich so ein ähnlicher Alltag geworden.
Conni
26:40 – 26:51
Wollen Sie noch was hinzufügen zu Ihrem gemeinsamen Alltag? Wer macht was, wer wäscht ab, wer kocht und was weiß ich, was man da irgendwie miteinander aushandeln muss?
Frank Elias
26:52 – 27:31
Nein, also im Endeffekt ist es so, dass Herr Fretter sein Zimmer hat und das ist natürlich seine Angelegenheit, da mische ich mich nicht ein. Ich mache das Katzenklo, glaube ich, ein bisschen öfters sauber, aber nein, es ist schon stimmig. Ich sehe ja auch einfach den Auftrag, den Haushalt hatte ich in der Regel unter meine Fittiche genommen, aber eigentlich machst du ja jetzt auch Küchenzeile und Spülmaschine, das hat sich jetzt so schon auch ohne Putzplan eingespielt. Und ich habe auch einen Klienten von mir, den der Herr Fretter zum Kieser-Training begleitet, das war auch eine Erfolgsgeschichte, dass er da…
Frank Elias
27:33 – 27:39
Als Minijobber da sozusagen jetzt auch nochmal tätig sein kann und das funktioniert alles ganz geschmeidig.
Conni
27:39 – 27:50
Aber Sie haben am Telefon am Vorgespräch gesagt, jetzt hatten Sie schon Ihren ersten Krach. Das interessiert mich natürlich. Wer möchte davon erzählen?
Klaus Fretter
27:51 – 28:39
Ja, ich … Ich stehe dazu, natürlich erlebe ich diese Stimmungsschwankungen. Ich hatte so eine Hochphase, also ohne jetzt manisch zu sein oder so, oder hypomanisch, also um die Karnevalszeit, dann ist der Herr Elias in Urlaub geflogen. Und als er dann wiederkam, fing bei mir so eine Zeit an, wo ich halt noch mal … ein paar Sachen zu knabbern hatte. Das ist bei mir immer so. Ich gehe dann in den Rückzug. Aber das ist ein inneres Verarbeiten von Fragen, von Lebensfragen. Was ist meine Aufgabe? Was kann ich leisten? Wie halte ich das weiter aus, dieses Drama mit meinem Sohn und meiner Ex-Frau?
Klaus Fretter
28:41 – 29:25
Auch eben diese berufliche Situation. Ich hatte dann ein Vorstellungsgespräch, wo ich den Job da nicht bekommen habe, war aber eigentlich auch froh, dass ich ihn nicht bekommen habe. Aber so sind da immer wieder auch Phasen des Zweifelns da. Ich bin dann da wieder rausgekommen und das ist halt dann wirklich bei mir von einem Tag auf den nächsten. Ich habe dann irgendwie gut geträumt und auch da unbewusst Sachen verarbeitet, hatte da was sehr Spannendes entdeckt, was mir sehr geholfen hat, also die Puzzlesteine neu oder ein paar neue zu finden und die auch jetzt stimmig zu einem Gesamtbild zusammenlegen zu können und dann platzt bei mir der Knoten, wissen Sie, dann bin ich voller Energie und ja, dann entstehen halt bei mir solche Durchschlafstörungen.
Klaus Fretter
29:26 – 30:05
Das heißt, ich bin dann müde abends, auch zu vernünftigen Zeiten, gehe dann ins Bett, aber bin dann nach zwei, drei Stunden wieder wie ein Mr. 1000 Volt. Das kann anstrengend sein. Genau, und dann fehlt manchmal ein bisschen der Schlaf, dann wird man ein bisschen gereizter vielleicht auch und setzt sich dann auch vielleicht mehr zur Wehr, als die anderen das kennen. Ja und dann habe ich aber dafür gesorgt, also ich bin auch dankbar dafür, dass auch meine Betreuerin von der LIGA, die Frau Doering, die hat das halt auch gemerkt. Die machen sich dann alle Sorgen und das habe ich halt gelernt, mich darüber zu freuen.
Klaus Fretter
30:05 – 30:34
Also ich sage dann zwar immer, es gibt ja andere Möglichkeiten, so diese Energie zu transformieren. Beten sie für mich? Machen Sie sich keine Sorgen, also im Sinne von Angst beladen. Aber ich genieße das und hab dann aber auch eben Schritte eingeleitet. Ich bin ja auch regelmäßig bei meiner Psychiaterin und hab dann halt eine Bedarfsmedikation zum Schlafen irgendwie nochmal besorgt. Und wenn ich die nehme, dann hilft mir das auch sehr.
Conni
30:35 – 30:38
Wieso hat sich das dann mit Ihnen gerieben? Also was war jetzt der…
Frank Elias
30:39 – 30:40
Das war jetzt eine Banalität.
Frank Elias
30:41 – 31:08
Das ist ein Scherz, über den er immer gerne, ein Running Gag, über den er eigentlich immer lacht oder wir lachen und in dem Moment war das dann aber eine Verärgerung. Er wurde laut, weil ich aber auch gerade ein bisschen überarbeitet war, bin ich dann empfindlich geworden und dann schaukelte sich das ungefähr 4 Minuten und 33 Sekunden hoch. Und schwappte dann auch wieder runter. Und am nächsten Tag haben wir uns wieder entschuldigt, beide. Und, ähm …
Klaus Fretter
31:08 – 31:09
Seine Tochter war auch dabei.
Frank Elias
31:10 – 31:16
Ja. Also, das war jetzt nix Kindertraumatisierendes. Aber es ist halt doch auch jetzt … nie vorher so gewesen.
Frank Elias
31:17 – 31:26
Das ist nach einem Jahr und drei Monaten eine Auseinandersetzung gewesen. Als Sie angerufen haben, war das grade ganz frisch. Deswegen erwähnte ich das jetzt.
Conni
31:27 – 31:40
Ja, das sind ja auch Sachen, die mich interessieren. So was kann ja sowieso immer im Zusammenleben passieren. Vielleicht dann … Da möchte ich Sie gleich auch noch nachfragen, Frau Wennekamp. Sie lachen schon, ich reich mal eben das Mikro rüber.
Elke Wennekamp
31:40 – 32:16
Ich da gerade so eine Situation vor Augen. Letztes Jahr, wir haben gegrillt. Und wir bereiten uns immer so ein bisschen vor, wer muss wann arbeiten und wie kommt man am besten zusammen, sodass jeder auch sein Essen hat. Und ich wusste, ich hatte den nächsten Tag einen Termin. Wir haben dann die Sachen auch so weggestellt und hatten noch jede Menge Fleisch gegrillt da mit den Beilagen. Und hab dann zu den anderen gesagt, also wisst ihr, das steht dann im Kühlschrank. Wenn ich nicht da bin, könnt ihr dann essen. Und ich komm nach Hause und alle sitzen erbost da und sagen, sag mal, willst du uns eigentlich hier vergackeiern? Wo war das Essen?
Elke Wennekamp
32:16 – 33:00
Wir hatten kein Fleisch. Dann begann die Recherche und dann stellte sich heraus, dass unser Mitbewohner dieses ganze Tablett mal sich vorgenommen hatte und es hatte auch geschmeckt. Es war vorher schon mal passiert, aber da haben wir uns keine Gedanken gemacht, weil da sind wir gar nicht so dahintergekommen, dass das jetzt einer alleine gegessen haben könnte. Aber jetzt war es dann so, weil es war wirklich nur er und ich dort und ich wusste ganz genau, ich war es nicht. Aber das dann zuzugeben, das war schon schwierig. Und dann da, sag ich mal, vorzudringen und ihm begreiflich zu machen in der Situation, also das war nicht in Ordnung.
Elke Wennekamp
33:00 – 33:27
Die anderen hatten jetzt halt nichts zu essen, weil du dich da so … unnatürlich bereichert hast am Essen. Und da war schon eine kleine Missstimmung. Also, wenn die von der Arbeit kommen oder müssen gehen und finden nichts mehr vor, was eigentlich da ist, das war nicht so schön in dem Moment. Aber im Nachhinein, man konnte drüber lachen, und heute sagen sie dann schon, aber denkt dran, wir wollen auch noch was haben. Lass uns bitte ein Stück für jeden, du weißt ja, wie viele hier wohnen und so.
Elke Wennekamp
33:27 – 33:35
Also, der Scherz ist jetzt wieder da. Aber in dem Moment war es nicht zum Lachen. Es war weg.
Conni
33:35 – 33:43
Haben Sie auch schon mal so das Fachteam dann, also nicht in so einer Situation, aber in Konflikten auch zu Rate gezogen und zur Unterstützung gebraucht?
Elke Wennekamp
33:43 – 34:17
Ja, das gab es natürlich auch. Jetzt nicht hier in dem Fall, das gab es natürlich auch. Wenn Sachen halt passieren und Leute den Tag zur Nacht machen und umgekehrt und alles stören und nur noch rauf und runter laufen und man hört, weil zum Rauchen muss man vor die Tür gehen, also wenn es Raucher sind. Und dann merkt man halt, dass so 50 Mal die Türe in der Nacht geht. Rein, raus, rein, raus. Und der Nächste sagt, meine Güte, das macht mich verrückt. Ich muss arbeiten. Ich kann ja gar nicht richtig schlafen. Und da sind nachher zig Leute, die da wach sind.
Elke Wennekamp
34:17 – 34:31
Dann muss man schon auch mal mit den Fachleuten sprechen. Wie kriegen wir denn da jetzt, dass das aufhört, eine Regelung irgendwie hin, dass alle damit leben können. Oder dass man vielleicht auch nachts schläft. Das ist auch so eine Geschichte.
Conni
34:32 – 34:50
Also ich habe jetzt schon so das Gefühl, gerade bei Ihnen, dass Sie sind so eine geerdete Frau, habe ich das Gefühl, die auch was sagt, wenn sie was stört. Also gibt es so Eigenschaften, die man da mitbringen sollte, Fähigkeiten oder Haltungen, die wichtig sind, wenn man so bei LIGA mitmacht?
Elke Wennekamp
34:53 – 35:32
Jeder ist so, wie er ist. Wenn man sich dafür entscheidet, dann versucht man, das in seinen Alltag zu integrieren. Ich bin nun mal ein Mensch, ich sag’s Ihnen direkt, wenn mir was nicht passt, kann auch nicht jeder mit umgehen. Auch das lernt man ja nachher und verpackt es dann ein wenig anders. Aber ich bin eigentlich da ein sehr direkter Mensch und sage, also das geht jetzt nicht. Oder andere stören sich da dran, was können wir tun? Also jetzt nicht, das hörst du auf, aber man versucht da, einen Konsens zu finden, wie jeder damit zurechtkommt. Und ich denke, das ist wichtig.
Conni
35:32 – 35:38
Und gleichzeitig auch irgendwie so eine tolerante Haltung oder Menschen neugierig auf Menschen zu sein, Menschen zu mögen.
Elke Wennekamp
35:38 – 36:08
Ja, Menschen zu mögen auf jeden Fall, weil jeder bringt ja, wie gesagt, seine Eigenschaften mit. Man muss sich auch ein bisschen darauf einlassen können. Es ist ja nicht Sinn der Sache, dass jeder, der einzieht, dann plötzlich so sein muss wie alle anderen, die da leben. Jeder hat seinen Freiraum, und den kann er auch haben. Aber man muss immer wieder dieses finden, wie kommen wir zusammen? Und … da gibt’s natürlich eine klare Vorstellung. Und meistens klappt das auch immer.
Conni
36:08 – 36:18
Mhm, glaub ich Ihnen. Was meinen Sie, muss man so eine bestimmte Haltung mitbringen? Oder was sollte man können?
Frank Elias
36:20 – 37:00
Also eine gewisse Menschenfreundlichkeit sollte man klar natürlich haben. Mir persönlich macht es immer Spaß, die Lebensqualität meiner Mitmenschen zu steigern. Das zeigen ja die unterschiedlichen Berufe, in denen ich auch wirksam bin. Und in diesen habe ich natürlich dann auch immer wieder mit Kollegen oder mit auch Institutionen zu tun, wo Vertreter ähm, na ja, vielleicht ein bisschen nervendünner aufgestellt sind. Das ist natürlich ein schlechtes Zeichen, wenn jemand schnell empfindlich ist, kränkbar ist oder auch so ein Machtding, ein schlechtes Selbstwertgefühl hat und dann natürlich vielleicht sich definiert an den Schwächen der anderen. Aber es ist jetzt die Ausnahme.
Frank Elias
37:01 – 37:07
Ähm … Nee, und die Neugier auf Menschen natürlich, ne? Und auf deren Geschichten.
Conni
37:07 – 37:18
Und Humor. Das hatten wir jetzt ja schon ein paar Mal. Der Humor, der darf nicht fehlen. Was würden Sie selber sagen, Sie als Mitbewohner jetzt, was sollten diejenigen mitbringen, die Leute aufnehmen?
Klaus Fretter
37:21 – 38:07
Ja, also eine Antwort etwas indirekt. Es gibt einen wunderbaren Vortrag von einem systemischen Therapeuten und Psychiater, auf den ich mal gestoßen bin, von Fritz B. Simon, der auch im Carl-Auer-Verlag einige Bücher veröffentlicht hat. Und der hat einen Vortrag gehalten, den findet man bei YouTube mit der Überschrift „Wozu Diagnosen?“, der einem das nahe bringt, dass es keinen Sinn macht, vollkommen Anti-Diagnosen zu sein, weil es einfach unheimlich hilft im Dialog mit anderen Fachexperten zu bleiben und eben nicht im Gesundheitssystem vollkommen rauszufallen. Also ich bin halt ein Freund eben von systemischer Betrachtung und man ist ja eben nicht nur biochemisch krank, das Nervensystem ist irgendwie krank geworden.
Klaus Fretter
38:07 – 38:41
Also das ist schon das, was mir auch einige Psychiater versucht haben, nahezulegen. Also so eine biologische Sicht der Dinge, dass da ich jetzt den Rest meines Lebens halt von Psychopharmaka abhängig bin, was ich einfach nicht glaube. Also ich glaube an die Genesung und dass auch die Genetik alleine es nicht ausmacht. Klar, eine Offenheit und Respekt voreinander. Und Grundwerte, die auch in allen spirituellen Richtungen genannt werden.
Conni
38:44 – 39:04
Mich interessiert nochmal, Sie sind ja jetzt quasi Angehörige ehrenhalber, habe ich das mal so für mich formuliert. Welche Rolle spielen denn jetzt die wahren Familien, also die Ursprungsfamilien oder eben die Angeheirateten, welche Rolle spielen die so in diesem Kontext des Zusammenlebens?
Elke Wennekamp
39:08 – 39:54
Bei mir immer, die ganzen zehn Jahre, würde ich sagen, eine geringe. Es sind immer Familienmitglieder da. Aber … von den Klienten oder von den Mitbewohnern. Aber ich denke auch, es ist ein Unterschied, ob ich da als Familienmitglied nah dran bin. Weil dann sehe ich das ganz anders. Das will man ja oft gar nicht so sehen, dass da irgendwas nicht in Ordnung ist. Und ich sag mal so, diese Familie ist, glaub ich, wenn so was innerhalb stattfindet, sehr schwierig. Und dann ist es auch gut, wenn man sich entscheiden kann, woanders zu leben. Da zwar auch eine Familie hat, aber das ist was ganz anderes, weil man ist da nicht so nah dran.
Elke Wennekamp
39:55 – 40:37
Man zieht von sich aus keine Parallelen zu dem Bewohner oder umgekehrt. Das ist was ganz anderes, macht das Ganze etwas entspannter. Das heißt auch nicht, dass die … Familienmitglieder, sei es jetzt Schwester, Vater, Mutter, das nicht interessiert. Die interessiert das sehr wohl, auch Kinder. Aber die wissen halt nicht, wie man da so mit umgehen kann. Und da finden, glaube ich, auch viele Verletzungen statt. Und dem kann man so entkommen, wenn man in so einer … Familie wohnt, wo das alles ein bisschen ruhiger abgeht, wo man ganz anders auf die Geschichten oder vielleicht auch manche Geschichten da gar nicht so interessieren, weil man da einfach drüber hinweg, weil man da nicht von betroffen ist.
Elke Wennekamp
40:37 – 41:14
Und das macht es, glaube ich, noch mal ein Stück weit besser, diese Distanz zur Familie. Und dann kann man sich wieder neu finden. Also ich denke immer, das ist eine Bereicherung für Bewohner, die also in LIGA unterkommen, wieder sich mit ihrer Familie auf einen guten Weg zu machen. Weil die Distanz da ist. Man hört auch andere Meinungen. Wenn ich dann halt gefragt werde oder ich krieg dann was gesagt. Ah, das war so und so, dann guck ich vielleicht mit meinen Augen noch mal und sag dann, guck mal, der hat ja vielleicht auch das so durchgemacht und deshalb ist das so.
Elke Wennekamp
41:14 – 41:31
Und … da müsst ihr halt diesen Konsens … Man kann da schon mal ein bisschen so zwischen … vermitteln. Und dann klappt das auch, finde ich. Also, das werden nie immer wieder ganze Freunde, je nachdem, was vorgefallen ist, aber wieder, dass man redet.
Conni
41:32 – 41:34
Also es kommen auch mal welche zu Besuch.
Elke Wennekamp
41:34 – 41:37
Ja, das habe ich auch gehabt. Ja.
Conni
41:38 – 41:58
Interessant, ja. Weil wir, der Podcast ist ja vom BApK, das heißt, das hören auch viele Angehörige, die sich dann auch fragen, wäre das auch was für meinen Angehörigen sozusagen? Oder wieso sind die jetzt, geht das bei denen besser? Ich bin doch, liebe doch mein Kind oder mein Mann oder so.
Frank Elias
41:58 – 42:34
Also in meinem Haus wird die Familie auch mit integriert, das finde ich mal ganz wichtig. Also wenn wir von systemischen Ansätzen sprechen, dann ist es natürlich auch wichtig, die Vorgeschichte und die Herkunftsfamilie irgendwie, dass da auch was ausgeheilt werden darf. Und ich habe, glaube ich, mit allen Vertretern deiner Familie schon viele Gespräche gehabt. Und du hast ja auch direkt schon einen Geburtstag hier gefeiert. Nach zwei Monaten gab es schon eine dicke Party und er hat alle seine Leute eingeladen. Und dann habe ich natürlich auch erst mal von heute auf morgen eine Gruppe von 20 Leuten kennengelernt.
Frank Elias
42:34 – 42:35
Oder wie viele waren das damals?
Klaus Fretter
42:37 – 43:15
Auf der Dachterrasse waren wir so 20 Leute. Meine Schwester mit ihrem Sohn war auch dabei. Mein Zwillingsbruder konnte an dem Tag nicht und mein ältester Bruder. Weil ich zum Thema Familie hab, kann ich ja da von Glück reden, dass es da nie Zerwürfnisse gegeben hat. Die haben ja immer zu mir gestanden. Vor allem auch meine Schwester hat mir sehr geholfen in meiner letzten Krise, wo ich meine Wohnung unter Wasser gesetzt hab in so einer manischen Phase und die dann auch verloren hab. Und alle haben dann auch mit angepackt beim Umzug, Auszug. Und meine Mutter ist jetzt interessanterweise auch aus dem Sauerland hierhergezogen.
Klaus Fretter
43:15 – 43:18
Aus Pflegegründen. Nee, also da hab ich ja wirklich das Glück.
Conni
43:20 – 43:23
Ja, nur jetzt halt Ihre Frau …
Klaus Fretter
43:23 – 43:25
Ja, die Seite ist ein bisschen schwierig, ja.
Conni
43:25 – 43:28
Die haben jetzt noch keinen Anteil nehmen können hier in Ihrem Leben.
Klaus Fretter
43:28 – 43:30
Nee, die hab ich natürlich schon mehrfach eingeladen.
Conni
43:30 – 43:48
Okay, verstehe. Was ist eigentlich wirksam? Das finde ich so interessant bei diesem Zusammenleben. Wenn das so ein bisschen genesungsfördernd, haltgebend ist, was ist wirksam? Was passiert da? Die Zauberkraft sozusagen.
Frank Elias
43:50 – 44:06
Also ich hab ja nun auch ganz viele krasse, ganz traurige Schicksale durch die Streetworkerschaft und hab da auch mit wirklich krasser Klientel zu tun, drogenabhängigen Menschen und auch mit ganz unterschiedlichen psychischen Erkrankungen über einen BeWo-Träger.
Frank Elias
44:06 – 44:46
Und ich stelle immer wieder fest, dass die eigene Lebensfreude, glaube ich, irgendwie überschwappt. Also wenn man mit sich selbst im Reinen ist und lebensfroh oder Spaß hat, dann ist das mehr Übertragung als jetzt ein Fachwissen, ein akademischer Wissensstand, der dann systemisch irgendwie übertragen wird. Und das ist, glaube ich, der Unterschied, den die LIGA oder die Gastfamilie im Angebot hält. Das ist nicht die Kopfebene, sondern da geht es halt ums Herz. Und da ist man integriert in einem Familiensystem, das hat ein Ätherleib, das hat ein Kraftfeld, ist da und dann dockt sich derjenige halt an. Und das funktioniert, das klappt.
Elke Wennekamp
44:47 – 45:24
Ja, es ist so, ich bin auch eigentlich immer so ein fröhlicher Mensch und man hat mich auch schon gefragt, meine Güte, welchen Kaffee hast du heute Morgen getrunken, dass du schon so gut gelaunt bist? Aber es ist nun mal so. Und das steckt auch nachher an. Ich sag mal, ich bin niemand, der so trübsalblasend durch die Gegend läuft. Ich hab auch immer Ideen, komm mal hier hin, kannst mal hier anpacken, hilfst mal hier oder so. Und das schwappt nachher wirklich über, wenn man so einen kleinen Weg dann zeigen kann, dass das alles gar nicht so schlimm ist.
Conni
45:24 – 45:24
Was hat Ihnen hier gut getan bisher?
Klaus Fretter
45:26 – 46:05
Ich hatte ja eben erwähnt, wir haben uns ja über Frankl kennengelernt und dabei sind wir auch geblieben. Frankl und ich teilen auch das Interesse an anthroposophischer Erziehung und an anthroposophischem Denken. Ja, Erziehung zur Freiheit. Überhaupt Freiheit im Allgemeinen. Ich fühle mich hier nicht überwacht und kontrolliert, sondern konnte halt von vornherein das machen, ohne die Freiheit der anderen einzuschränken. Ich habe auch Freude daran, seine Tochter hier um mich zu haben. Die wird ja jetzt zehn.
Conni
46:07 – 46:09
Also das mit dem Herzen können Sie unterschreiben?
Klaus Fretter
46:09 – 46:11
Ja, voll.
Conni
46:13 – 46:17
Ja, und was haben Sie davon? Also, Sie kriegen das auch fast zurück, nehme ich an, ne?
Frank Elias
46:18 – 46:30
Ähm, ja, doch, auf jeden Fall, ne? Also, die Erfahrung, ich hab jetzt das erste Mal überhaupt überlegt, vielleicht besuche ich mal das Sauerland. Und ich kann mich besser durchsetzen, ne? Er wollte in meinem großen Bett schlafen, da hab ich ihm nein gesagt.
Conni
46:30 – 46:44
Okay, lassen wir es vielleicht humoristisch ausklingen. Was würden Sie so, vielleicht noch einen Satz, den Sie Leuten sagen würden, die sagen auch, vielleicht mache ich das auch.
Elke Wennekamp
46:45 – 46:51
Ja, man ist nicht alleine, nur dann, wenn man es möchte.
Klaus Fretter
46:51 – 46:59
An all die Leute, die alleine in Einfamilienhäusern oder Mehrfamilienhäusern wohnen, Leute, meldet euch bei der LIGA. Es tut nicht weh und habt keine Angst.
Julia
47:01 – 47:15
Das war Unerhört Nah, der Podcast für Angehörige psychisch erkrankter Menschen. Dies ist ein Projekt des BApK mit Unterstützung der Barmer Krankenkasse. Hört nächstes Mal wieder rein, wenn wir mit Menschen sprechen, die verdammt nah dran sind.